FÜR HELFER*innen
DROHENDE ZWANGHEIRAT ERKENNEN UND HANDELN
FÜR HELFER*INNEN
Drohende Zwangsheirat erkennen
Eine junge Frau, die von Zwangsheirat bedroht ist, kann sich schwer an jemanden in der Familie oder Verwandtschaft wenden. Gleichzeitig hat sie meist das Problem, dass sie ihren Kummer nicht mit eine/r Freund*in teilen kann, weil sie Angst hat oder sich schämt. Betroffene leiden oft unter unterschiedlichen Formen der Gewalt. Je länger sie von der Familie unter Druck gesetzt wird, desto mehr leidet eine Frau unter dieser Belastung.
Die Schule ist ein Ort, an dem sich Schülerinnen täglich aufhalten und sehr gut beobachtet werden können. Durch wachsames Hinschauen wäre es möglich mitzubekommen, was ein Mädchen gerade durchmacht. Sie können einen Stein ins Rollen bringen, wenn sie Sie als Vertrauensperson sieht und sich Ihnen öffnet.
Sie als Lehrkraft können mit ein wenig Aufmerksamkeit helfen, sollten Sie folgendes bei einer Schülerin beobachten:
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Häufiges unentschuldigtes Fehlen
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Leistungsabfall, vor allem bei früher motivierten Schülerinnen
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Bedrückte und unbeteiligte Stimmung
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Verbot der Teilnahme an außerschulischen Aktivitäten
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Unangekündigtes Auftauchen der Eltern, um den Schulbesuch kontrollieren
Richtig handeln
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Vermitteln Sie ihr das Gefühl, dass sie Ihnen vertrauen kann.
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Nehmen Sie sich genug Zeit für das Gespräch und versichern Sie Vertraulichkeit. Andere Schüler*innen dürfen über den Inhalt des Gesprächs nichts erfahren.
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Führen Sie das Gespräch an einem sicheren Ort, wo niemand anderer zuhören kann.
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Bereiten Sie das Mädchen auf ein Gespräch oder auch eine Kooperation mit einer Beratungsstelle vor.
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Vermitteln Sie ihr, dass Gespräche und Entscheidungen mit ihrer Einwilligung erfolgen werden.
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Kontaktieren Sie eine Beratungsstelle; planen Sie die weitere Vorgehensweise mit der Beratungsstelle.
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Eine Zwangsehe und/oder Verschleppung wird oft im Sommer geplant. Berücksichtigen Sie den letzten Schul-/Kurstag als letzte Kontaktmöglichkeit! Handeln Sie schnell, die Zeit kann knapp werden.
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Bleiben Sie mit der Betroffenen in Kontakt. Besprechen Sie, wie Sie in Verbindung bleiben können und welche Kommunikationsmittel (Email, Handy, Post) sie verwendet, die von niemandem kontrolliert werden können.
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Es ist besonders wichtig, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und sie darin zu unterstützen „NEIN“ sagen zu können und zu dürfen.
No go's
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In Eigenregie zu helfen, kann die Situation verschlimmern. Kontaktieren Sie eine Beratungsstelle!
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Versuchen Sie keinesfalls die Eltern zu kontaktieren und arrangieren Sie keine Vermittlungsversuche mit den Eltern oder der Verwandtschaft. Diese könnten das Mädchen, durch Warnung der Eltern, zusätzlich gefährden!
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Stellen Sie die Richtigkeit oder Glaubwürdigkeit der Angaben nicht in Frage. Die betroffene Frau wird vermutlich viel Mut aufgebracht haben, um sich Ihnen anzuvertrauen.
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Betrachten Sie Zwangsheirat nicht als familiäre oder kulturelle Angelegenheit und schicken Sie das Mädchen mit dieser Begründung nicht weg.
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Betrachten Sie diese Situation nicht als ein pubertäres Problem, welches in jeder Familie vorkommen kann!
Die Drucksorten der Koordinationsstelle stehen hier zum Download bereit:
Kontaktnummern
Orient Express: +43 1 728 97 25
Kinder-und Jugendanwaltschaften Österreichs http://www.kija.at/
Rund um die Uhr erreichbar:
Frauenhelpline: +43 800 222 555 Außenministerium: +43 1 90 115-4411
Rat auf Draht: +43 1 147
Du kannst dich auch aus dem Ausland jederzeit bei uns melden. Wir sind telefonisch, oder über die Onlineberatung erreichbar und versuchen dir zu helfen und dich nach Österreich zurückzuholen.
Kontakt
Verein Orient Express
Schönngasse 15-17 / Top 2, A - 1020 Wien
Tel: +43 (1) 728 97 25 | Fax: +43 (1) 728 97 25-13